Dezember8  2006
ohne fenster

Wie letztes Jahr groß angekündigt, stand heuer ein großer Umbau ins Haus. Alle unsere Pläne konnten wir noch nicht in die Tat umsetzen, immerhin haben wir aber ein Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und Klo neu gebaut, naja, das Bad ist noch nicht fertig, gerade heute warte ich auf den Wassermann, der die Wasserhähne anschließen soll. Die Fenster im OG sind auch schon alle erneuert, das Dach und die Fassade sind nächstes Jahr dran.

Vor einem Jahr sind wir viel zusammengesessen und haben Pläne gezeichnet, schon während der Abrißarbeiten hat das Haus uns dann gezeigt, was in ihm steckt und was es denn alles mitmachen würde. Ist halt doch ein alter Bau und da muß man eben mit dem Haus Kompromisse eingehen, nicht nur mit den Mitbewohnern.

In einer Bauphase wohnten wir wie in einer Kathedrale: Boden, Decke und alle Wände waren weg, Strom gab`s auch nur noch aus der Kabeltrommel, dafür Kerzen auf dem Biertisch.

An dem Wochenende, als die alten Fenster herausgerissen waren, wohnten wir wie in einer Burg, glücklicherweise war es warm und hat während dieser Zeit auch nicht geregnet. Überhaupt haben wir sehr viel Glück gehabt mit unseren Handwerkern, die auf unsere Änderungswünsche immer geduldig (oder besser: fatalistisch :-)) reagiert und uns vor einigen Fehlern bewahrt haben.

Für die nächste Bauphase wissen wir zumindest schon mal, daß wir keine Pläne zeichnen müssen: zuerst reißen wir einfach ab, dann sehen wir schon, was das Haus zuläßt. Für unsere drei Kinder wollen wir das Dach fertig ausbauen, dabei das komplette Dach dämmen und auch oben neue Fenster setzen. Schließlich steht noch die Außendämmung an, wobei wir uns derzeit noch nicht einig sind, ob wir Putz- oder Holzfassade haben wollen.

Durch unseren Umbau habe ich mich von vielen Besitztümern, vor allem Büchern, getrennt. Wenn man vor der Frage des wieder Einräumens steht, fragt man sich ja doch von jedem Trumm, ob man es denn wirklich unbedingt braucht. Selbst von meiner literarischen Eitelkeit, die darin bestand, jedes gelesene und irgendwann lesbare Buch sichtbar aufzubewahren, bin ich nun abgerückt, habe die öffentliche Bücherei als Lagerraum entdeckt und viele willkommene und vermutlich auch einige unwillkommene Buchgeschenke gemacht. Befreit fühle ich mich seitdem, obwohl sich natürlich schon wieder einiges angesammelt hat. Aber jetzt weiß ich, dass ich weggeben kann.

Die zwei großen Mädchen gehen jetzt beide in den Kindergarten und spielen auch zuhause gern und oft miteinander, sogar Julius darf manchmal mitmachen, wenn sie Godzilla brauchen, der die Lego/Playmobil/Barbie - Gesellschaft ein wenig aufmischt. Er läuft schon (ganz wichtig vor dem Wintereinfall) und ist ein sehr lieber Bub, immer gerne draußen beim Katzenplagen, Bulldogfahren und Wasserpritscheln. Lina war heuer auch in Riga, für nächstes Jahr nehme ich mir einen kompletten Familienausflug nach dorthin vor.

Ich werde das neue Jahr mit einer Mutter-Kindkur ohne Kinder im Allgäu beginnen, mit vielen Büchern, Schwimmsachen und dem Snowboard im Gepäck.

Außer dem Bau haben wir eigentlich nicht viel unternommen in diesem Jahr. Im Sommer halt ab und an Schwimmbad oder auf den Spielplatz, Lina (5) ist ein paar Mal schon mit ihrem hingefahren. Einmal waren wir im Steinbruch und haben Dinosaurier- Eier gesucht, die Lina dann zum Ausschlüpfen in einen Hamsterkäfig gelegt hat. Als sie dann erfuhr, daß es "nur" Steine sind, war sie schon enttäuscht - immerhin interessiert sie sich aber jetzt für die vielen "echten" toten Tiere in unserem neuen Bad, liegt dort doch lauter Kalkstein.

Zoe (3) hat ihren Cousin Linus (4) im Frühjahr an die Vils begleitet, er ist reingefallen ist und sie hat der ahnungslosen Familie Bescheid gegeben, die den Buben glücklicherweise retten konnte. Er war 6 Minuten lang im Wasser getrieben und schon ganz blaß-lila, als Stephan ihn gefunden und herausgezogen hat. Glücklicherweise konnte er sofort reanimiert werden, Notarzt und Hubschrauber waren auch gleich da und so hat er das Ganze nach einer Woche Intensivstation schadlos hinter sich gebracht. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was gewesen wäre, wenn Zoe anders reagiert hätte ... Seitdem hat Glück für mich auch eine andere Bedeutung bekommen. Sooo viel braucht es nämlich dazu gar nicht: abends vollzählig und gesund ins Bett gehen können - da steckt schon sehr viel dahinter!

Julius (1) hat rechtzeitig vor dem Winter das Laufen gelernt. Er ist gerne draußen, jagt den Katzen hinterher und sucht den Traktor. Eins seiner ersten Wörter (nach Mama für mich, Papa für Stephan und Emma für die Oma, den Hund und mittlerweile alles Lebendige) war denn auch "Budo", was sich zwar japanisch anhört, julianisch aber tatsächlich den "Bulldog", die Urform des landwirtschaftlichen Traktors, bezeichnet.

Stephan hat sich nach 9 Jahren Zimmerei eine neue Arbeit gesucht und ist jetzt im Möbelum, einer ökologisch angehauchten Möbelkette, angestellt. Es gefällt ihm sehr gut und er muß morgens nicht mehr so früh weg und kann mit der lieben Familie frühstücken. Im Frühjahr hatte er einige Wochen ambulante Reha, weil er sich vor ein paar Jahren mal was an der Schulter getan hatte. Das ist nie richtig verheilt, wohl auch durch die ständige Belastung in der Arbeit und vor allem deswegen ist es auch gut für ihn, eine andere Arbeit zu haben.

Ich werde das neue Jahr im Allgäu beginnen, wo ich drei Wochen auf Mutter-Kind-Kur (ohne Kinder) hin darf. Ich freue mich schon sehr darauf, endlich mal wieder alleine zu sein, keineR da, der/die was von einem will. Viele Bücher, mein Snowboard und loser Tee werden mir dabei über schwermütige oder langweilige Zeiten hinweghelfen.

Heute nachmittag fahre ich mit den Kindern nach Regensburg und wir schauen uns ein bißchen Weihnachtsdeko und -trubel an. Außerdem wollen wir Stephan in seinem Geschäft besuchen, die Kinder freuen sich schon sehr darauf.

Nach diesem turbulenten Baujahr (ich denke, ich muß nicht ausführlicher werden, jedeR ehemalige BauherrIn weiß, was ich meine) möchte ich auf diese Weise wieder Kraft und Ruhe für die neuen Projekte sammeln, damit auch diese so schöne Ergebnisse bringen wie es bisher der Fall war. In diesem Sinn wünsche ich Euch allen für's neu Jahr Geduld und Humor, um auch die unerwarteten Aufgaben des Alltags zu würdigen und entsprechend zu bewältigen.